Die neue Kompetenz: Nullsprech

Submitted by Erik Wegner on
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Gefunden habe ich es bei heise.de: Angela Merkel wird die Lizenz zum Nullsprech ausgestellt.

Gemeint ist damit, dass sie viel spricht, ohne etwas zu sagen:

  • Keine informationshaltige Antwort an den Fragesteller,
  • keine Aussage, die Partner verunsichern könnte und
  • keine Aussage, die der Opposition neue Gegenargumente liefern könnte.

Mit dieser Verhaltensweise schafft sie es dennoch, 41% der Wählerstimmen zu erhalten und Bundeskanzlerin zu bleiben.

Da frage ich mich: wollen die Deutschen eine Regierung, die keine Richtung erklärt und sich nur von Lobbyisten steuern lässt? Heute Hüh, morgen hott, wankelmütig, konzeptlos, keine Zukunftspläne außer Machterhalt. Sind das die ganzen Neuländer, die nicht wollen, dass sich etwas ändert?

Oder entsteht dieses Ergebnis durch unser Wahlsystem? Damit meine ich das folgende Phänomen:

Angenommen, in einem Haus wohnen 10 Mieter. Nun gibt es den Vorschlag, im Hof einen Fahrradschuppen in der Farbe rot zu bauen. Dies bringt einen der anderen Mieter zu dem abgewandelten Vorschlag, als Farbe besser grün zu nutzen. Die Bewohner stimmen darüber mit folgendem Ergebnis ab:

WahlvorschlagAnzahl der Stimmen
Fahrradschuppen (rot)3
Fahrradschuppen (grün)3
kein Fahrradschuppen4

In der Mehrheitswahl würde nun kein Fahrradschuppen gebaut, weil die meisten Stimmen auf diesen Vorschlag entfielen. Aber würden die grün-Wähler auch einen roten Fahrradschuppen akzeptieren, bevor gar keiner gebaut wird? Dieses Beispiel ließe sich auch mit gleichen Relationen für die Bevölkerung einer Stadt darstellen, die über die Bebauung einer Brachfläche entscheiden muss:

WahlvorschlagAnteil der Stimmen
Atomkraftwerk40%
Vergnügungspark30%
Spaßbad30%

Auch hier lassen die Zahlen keine Erkenntnis zu, ob die Mehrheit nun mit dem Bau eines Atomkraftwerks einverstanden ist.

Um eine solche Bewertung vornehmen zu können, müssen andere Entscheidungsfindungen herangezogen werden (z. B. Condorcet-Methode).

Dies übertragen auf unsere politische Landschaft bedeutet: je mehr Alternativen zu CDU es gibt, um so sicherer ist der Wahlsieg. Jeder, der mit der Regierung unzufrieden ist und eine andere Partei wählt, sorgt durch die Aufteilung auf viele Parteien, dass keine der anderen Parteien eine nennenswerte Mehrheit erhält. Die 41 Prozent passen somit direkt zum oberen Beispiel :-).

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Comments

Gerade ist zu lesen, die Umfragewerte sind dennoch für die CDU gestiegen: http://m.spiegel.de/politik/deutschland/a-913200.html

Ich schätze der Großteil der Menschen sieht in den anderen Parteien auch bloß keine Alternative, sodass dieser Skandal keinen Einfluss auf das Wahlverhalten hat. Die Piraten kommen nicht aus der Tüte, für die FDP gibt es keinen Grund sie zu wählen, die Grünen und die SPD würden sicher genauso handeln wie die CDU momentan ...

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